News des Tages: Leopard-2-Panzer, Heat Dome, Katrin Göring-Eckardt (2024)

News des Tages: Leopard-2-Panzer, Heat Dome, Katrin Göring-Eckardt (1)

Die Lage am AbendKann Multikulti-Begeisterung Spuren von Rassismus enthalten?

News des Tages: Leopard-2-Panzer, Heat Dome, Katrin Göring-Eckardt (2)

VonWolfgang Höbel

Die drei Fragezeichen heute:

  1. Ausrüstung der Bundeswehr – weshalb will Verteidigungsminister Pistorius 105 neue Leopard-Panzer bestellen?

  2. Hitze in den USA – wie gefährlich ist das Extremwetterphänomen »Heat Dome« für die Menschen?

  3. sh*tstorm nach Fußball-Tweet – warum hat sich Katrin Göring-Eckardt für einen Kommentar zur Hautfarbe der Nationalspieler entschuldigt?

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News des Tages: Leopard-2-Panzer, Heat Dome, Katrin Göring-Eckardt (3)

1. Für die geplante Bundeswehr-Kampfbrigade in Litauen soll es neue Panzer geben

Ich erinnere mich an gar nicht lang zurückliegende Zeiten, in denen deutsche Politikerinnen und Politiker viel Ärger und zornigen Widerspruch bekommen hätten für die Forderung, unser Land müsse »kriegstüchtig werden«. In der Gegenwart des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine findet der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius für diese Formulierung, die er vor ein paar Monaten zum ersten Mal gebraucht hat, viel Zustimmung. Heute wurde bekannt, dass Pistorius mehr als 105 Leopard-2-Panzer für die Bundeswehr bestellen will.

Nach SPIEGEL-Informationen plant Pistorius’ Ministerium die Bestellung der Panzer für insgesamt 2,93 Milliarden Euro.

Meine Kollegin Marina Kormbaki und mein Kollege Matthias Gebauer berichten, dass die Leopard-2-Panzer laut einer vertraulichen Vorlage für den Haushaltsausschuss des Bundestags bis 2030 ans Heer ausgeliefert werden sollen. Der Ausschuss muss derlei Großprojekte absegnen und wird sich noch vor der Sommerpause mit dem Panzerdeal beschäftigen.

Die Panzerbestellung soll unter anderem die Ausstattung der geplanten deutschen Kampfbrigade in Litauen sicherstellen. Schon nach der Abgabe von Bundeswehrpanzern an die Ukraine im vergangenen Jahr hatte das Heer angemahnt, dass man zur Modernisierung der eigenen Einheiten mehr neue Leopard-Panzer benötige. Derzeit verfügt die Truppe über rund 310 Leopard-Panzer verschiedener Typen. Mit den neuen Systemen würde der Bestand um rund ein Drittel wachsen.

Wie sollen die Panzer finanziert werden? Offenbar sind die Kosten für die Panzer weder durch das 100-Milliarden-Sondervermögen noch durch die bisher angepeilten Jahresbudgets des Wehrressorts für die Jahre ab 2025 abgedeckt. Es soll stattdessen eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung erteilt werden, durch die der Bund garantiert, dass die Rechnungen am Ende bezahlt werden.

Durch das Modell schafft das Ministerium von Pistorius also auch für mögliche Nachfolgeregierungen Fakten. »Mit der Bestellung, für die die großen Rechnungen erst ab 2027 kommen, vererbt Pistorius jeder Nachfolgeregierung finanzielle Betonfüße«, sagt mein Kollege Matthias Gebauer. »So nötig die bessere Ausstattung der Bundeswehr ist, wirkt das doch wie ein Trick, der nicht sehr seriös ist«.

  • Lesen Sie hier mehr: Pistorius will 105 Leopard-2-Panzer bestellen

2. Der »Heat Dome« genannte Hitzestau über dem US-Nordosten kommt früh und kann für manche Menschen lebensbedrohlich sein

Das Wort Dom und seine Abwandlungen in anderen Sprachen kommt vom lateinischen Wort für Haus und wird im Deutschen zum Beispiel als Bezeichnung für sehr große Kirchen und im Englischen gern als Namensbestandteil für Sportstadien verwendet. Heute habe ich gelernt, dass es auch ein Extremwetterphänomen bezeichnet: »Heat Domes« werden Hitzeglocken wie jene genannt, die sich nun über dem Nordosten der USA aufgebaut hat. Der Heißluftstau ist verantwortlich für die erste Hitzewelle des Jahres im Land, die auffällig früh beginnt und den Anfang eines Sommers der Wetterextreme markieren könnte.

Meine Kollegin Alina Schadwinkel berichtet, dass für zahlreiche Städte in mehreren US-amerikanischen Bundesstaaten ein »extremes« Hitzerisiko vorhergesagt werde , das ist die höchste Warnstufe des US-Wetterdienstes.

Im nordöstlichen Bundesstaat Vermont soll es mancherorts wärmer werden als im südlich gelegenen Florida. Die Höchsttemperaturen könnten über mehrere Tage bei mehr als 37 Grad Celsius liegen.

Ein »Heat Dome« entsteht, wenn sich ein Hochdruckgebiet längere Zeit fest an einem Ort hält, als wäre heiße Luft unter einer Kuppel verschlossen. »Eigentlich treiben in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel, die sich sowohl über Nordamerika als auch Europa erstrecken, Winde Druckgebiete von Westen nach Osten voran«, so Alina. »Deshalb ändert sich das Wetter alle paar Tage – es gibt mal Sonne, mal Regen.« Im Fall von Hitzewellen sei dieser Wechsel verlangsamt.

Dass große Hitze für den Menschen lebensgefährlich sein kann, wurde in den vergangenen Tagen unter anderem durch Berichte aus Mekka deutlich, wo bei Temperaturen um 50 Grad offenbar Dutzende Pilger starben.

»Anhaltend hohe Temperaturen können für den Körper sehr belastend sein«, schreibt meine Kollegin nun über die Hitze in den USA. Schon jetzt führe Hitze dort jährlich zu mehr als 1000 vorzeitigen Todesfällen. »Bei extrem heißem und feuchtem Wetter fällt es dem Körper schwer, sich selbst zu kühlen. Wenn Menschen viel schwitzen, geht viel Flüssigkeit verloren. Das kann das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Müdigkeit, Verwirrtheit, Kopfschmerzen und schmerzhafte Muskelkrämpfe können die Folge sein. In manchen Fällen kommt es auch zu einem Hitzschlag, der lebensbedrohlich sein kann.«

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Die USA im Schwitzkasten des Klimawandels

3. Bundestags-Vizepräsidentin Göring-Eckardt entschuldigt sich für einen Tweet, den manche rassistisch fanden

In der Kunst wie in der Politik ist die Empörung über das Verrutschte, Derangierte manchmal aufschlussreicher als die Zustimmung zum Glatten und scheinbar Perfekten. Die Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von den Grünen hat einen sh*tstorm ausgelöst, weil sie gestern Abend kurz nach dem 2:0-EM-Sieg der deutschen Mannschaft gegen Ungarn auf X, vormals Twitter, schrieb: »Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.«

Stunden später äußerte sie sich zerknirscht: »Habe meinen Tweet gelöscht. Tut mir leid, wie ich formuliert habe«, schrieb sie auf X.

Der Extremismusforscher Ahmad Mansour hatte zuvor auf der Plattform mit den Worten Stellung bezogen: »Wer bei der deutschen Nationalmannschaft die Hautfarbe der Spieler thematisiert, betreibt Rassismus, unabhängig von der Motivation dahinter.«

In unserem derzeit vom Fußballsport begeisterten Land war der Tweet von Göring-Eckardt heute für viele Menschen Gesprächsthema. In ihrem Entschuldigungs-Tweet versuchte sich die Politikerin zu erklären: »Mich hat aufgeregt, dass 21% der Deutschen es besser fänden, wenn mehr ›Weiße‹ in der Nationalmannschaft wären. Ich bin stolz auf diese Mannschaft und wünsche mir, dass wir auch die 21% noch überzeugen.«

Offenbar bezog sie sich damit auf eine vor wenigen Wochen veröffentlichte repräsentative Umfrage für die WDR-Sendung »Sport Inside«, in der jeder Fünfte angab, dass er es besser fände, wenn mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden. Das hatte für erheblichen Wirbel gesorgt. Unter anderem hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann gesagt, er hoffe, nie wieder »von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen.« Er sei schockiert, dass solche Fragen gestellt werden und dass Menschen darauf antworten.

Das kann man moralisch einwandfrei finden – aber auch ein wenig blauäugig in einem Land, in dem viele Menschen auch bei Wahlen ihre Sympathien für Politikerinnen und Politiker zeigen, denen eindeutig rassistische Gedanken durch die Gehirne geistern und über die Lippen gehen.

  • Lesen Sie hier mehr: Göring-Eckardt entschuldigt sich für Tweet zur Hautfarbe der Nationalspieler

Was heute sonst noch wichtig ist

  • EU verhängt neue Russlandsanktionen – allerdings abgeschwächt auf deutschen Wunsch: Die »No Russia«-Klausel in den EU-Sanktionen war einst in Berlin geboren: Sie verhindert, dass Moskau Güter über Drittstaaten beziehen kann. Nun wollte die Ampel sie abgeschwächt wissen.

  • Umstrittenes EU-Gesetz zur »Chatkontrolle« vorerst gescheitert: Die EU-Kommission will verschlüsselte Chats im Kampf gegen Kindesmissbrauch durchleuchten lassen. Doch nach breiter Kritik wurden die Verhandlungen vertagt, auch wegen der Ablehnung von Innenministerin Faeser.

  • Kasia Lenhardts Familie kritisiert Jérôme Boatengs Auftritt vor Gericht: Der ehemalige Nationalspieler steht in München wegen Gewaltvorwürfen vor Gericht. Dort äußert er sich auch erstmals über seine Ex-Freundin Kasia Lenhardt. Ihre Familie findet Boatengs Prozesstaktik verletzend.

  • Hamburger Studentin wird nicht exmatrikuliert: Nach dem rassistischen Gegröle in einer Sylter Bar prüfte eine Hamburger Hochschule den Rausschmiss einer beteiligten Studentin. Nun ist klar, dass sie bleiben darf. Ein Hausverbot gilt aber zunächst weiter.

Meine Lieblingsgeschichte heute:Italiens Nationaltrainer Spalletti setzt auf Trikot, Werte, Stolz, Verantwortung

Gleich fünf italienische Trainer sind bei dieser Fußball-EM mit diversen Teams angetreten, Italiens Nationalcoach Luciano Spalletti ist der schillernde Star unter ihnen, berichtet mein Kollege Florian Haupt. Dank Spalletti und dem ansprechenden Auftaktsieg seines Teams gegen Albanien glaube Italien wieder an sich. Nationaltrainer Spalletti spricht in pastoralem Ton, leise und didaktisch. Für Außenstehende »kann es schon ein bisschen langatmig wirken«, so Florian. »Aber ihm wird zugehört.« Spalletti sei ein Veteran, der immer besser zu werden scheint. Der 64-Jährige krönte eine lange titellose Karriere voriges Jahr mit der Meisterschaft der SSC Neapel. »Es war nicht nur der erste Titel für die Süditaliener seit Maradonas Zeiten. Sie zeigten dabei auch den begeisterndsten Fußball, den das Land seit Jahrzehnten gesehen hatte.«

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  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Dieser Mann setzt auf: Trikot, Werte, Stolz, Verantwortung

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • »Die chinesische Führung steckt in einem Dilemma«: Der führende Nordkorea-Experte Victor Cha sieht in dem Militärpakt zwischen Putin und Kim eine Bedrohung für die ganze Welt. Vor allem China stehe unter Druck: Entzieht sich Pjöngjang dem Einfluss Pekings?

  • So wertvoll ist Nvidia – und so reich hätten Sie damit werden können: Nvidia ist an der Börse fast doppelt so viel wert wie alle Dax-Firmen zusammen. Grafiken zeigen, wie viel Geld Sie heute hätten, wenn Sie vor 25 Jahren investiert hätten. Und ob es sich jetzt noch lohnt einzusteigen.

  • Julian Nagelsmann will es noch lauter: Die deutsche Mannschaft schürt mit ihren Leistungen und Bildern aus dem Teamquartier die Begeisterung der Fans. Was Deutschland da gerade von seinen Fußballern lernt und Trainer Nagelsmann noch vermisst.

  • »Die drei saßen auf dem Board und waren völlig relaxed«: Eine Mutter ist mit ihren Kindern auf einem Stand-up-Paddelboard nachts zwischen zwei Ostseeinseln unterwegs, die Seenotrettung greift ein. Carsten Berlin führte das Team. Was denkt er über Einsätze wie diesen?

Was heute weniger wichtig ist

Smarter Sinnspruch: Britney Spears, 42-jährige US-Popsängerin, hat nach Interpretation vieler Fans leicht schadenfroh darauf reagiert, dass ihr Ex-Freund Justin Timberlake am Dienstag in New York laut einem Polizeibericht offenbar ein Stoppschild missachtet hat und daraufhin von einer Streife angehalten wurde; ob er unter Alkoholeinfluss stand, ist ungewiss. Die Fans feierten Spears für einen Instagram-Beitrag, in dem sie zu einem Foto, das nach einem co*cktail aussieht, schrieb: »It’s the little things you know«. Freut sich Spears nur über ein nettes Getränk – oder stößt sie damit sinnbildlich auf Timberlakes Fehltritt an? Auf deutsch heißt der Spruch jedenfalls: »Es sind die kleinen Dinge, wisst ihr?«

Mini-Hohlspiegel

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Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

Cartoon des Tages

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Und heute Abend?

Könnten Sie sich in der Mediathek des Senders Arte den Film »Lola, das Mädchen aus dem Hafen« ansehen. Die kürzlich verstorbene französische Schauspielerin Anouk Aimée spielt darin eine ihrer tollsten Rollen.

Es geht in Jacques Demys hinreißendem Film von Anfang der Sechzigerjahre, der im Original schlicht »Lola« heißt, um das Warten auf das Glück, um eine lange unerfüllte Liebe und den Zauber der Stadt Nantes. Und um die vielleicht trügerische Wahrheit des Satzes, den hier eine Café-Betreiberin ausspricht: »Ach, im Kino sieht immer alles viel schöner aus!«

Einen schönen Abend. Herzlich

Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort

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Author: Tyson Zemlak

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